11. Olympische Sommerspiele
Olympische Erfolge bei den Spielen 1936 in Berlin
385 Medaillen in 20 Sportarten bei 128 Events
Die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen waren der Testlauf für die Sommerspiele von Berlin vom 1. August bis zum 16. August. Aus Fehlern wurde gelernt, um die Außendarstellung des Naziregimes, die Organisation, die Rahmenveranstaltungen zu verbessern. Wenn man den nationalsozialistischen Hintergrund der Spiele ausblenden könnte, würde man zu der Erkenntnis kommen, dass diese Spiele architektonisch, logistisch, organisatorisch, dokumentarisch und betreffend der Anzahl der Athleten und Zuschauer die mit Abstand beeindruckendste Veranstaltung war, welche die Menschheit bis zu diesem Zeitpunkt jemals gesehen hat. Es maßen sich fast 4.000 Athleten im Wettkampf vor einer Rekordanzahl an Zuschauern.
Bereits 1931 waren die Spiele nach Berlin vergeben worden, da die deutsche Hauptstadt bereits 1916 als Austragungsort vorgesehen war und Deutschland noch ein anderer Staat als 5 Jahre später war. Im Jänner 1933 hatte Hitler die Macht ergriffen, Reichspräsident Paul von Hindenburg hatte noch die Schirmherrschaft über das Organisationskomitee. Nach Hindenburgs Tod im November 1934 übernahm diese der neue Reichskanzler Adolf Hitler und unterstellte es dem Propaganda- und Innenministerium. 1925/26 hatte Hitler bereits seine Ideen in seinen Schriften „Mein Kampf“ niedergeschrieben und veröffentlicht, alle Welt wusste was er vorhatte. Die Diskriminierung der Juden war bereits vor 1936 sehr vorgeschritten. Das empörte viele Nationen, allen voran die USA, wo eine große jüdische Gemeinschaft wohnte.
Um die Situation jüdischer Sportler vor Ort zu prüfen, entsandte das Amerikanische Olympische Komitee Average Brundage, der 1952 zum IOC Präsident gewählt wurde und dies bis 1972 blieb, bereits 1934 nach Berlin. Es verstand kein Wort Deutsch, hatte keinen eigenen Dolmetscher mit, daher übernahmen diese Aufgabe regimetreue Deutsche. Brundage sah Sportstätten, traf jüdische Sportler und Sportvertretungen, die es natürlich in Anwesenheit der NS-Vertreter nicht wagten die reale Situation zu schildern, weil das für sie lebensgefährlich war. Brundage war aber offensichtlich mehr daran interessiert, dass die US-amerikanische Mannschaft an den Spielen teilnahm, als an der Situation der Juden. Zurück in den USA sprach er sich für eine Teilnahme bei den Spielen aus, nach langen Diskussionen kam es im Dezember 1935 zur Abstimmung die 58:56 für die Teilnahme endete. Das Ergebnis dieser Abstimmung ist umso bedenklicher, da keine drei Monate zuvor die Nürnberger Gesetze beschlossen wurden, die ganz klar zum Inhalt hatten, dass Juden systematisch diskriminiert, verfolgt, ausgeschlossen, drangsaliert und vertrieben werden sollten, der Beginn des Holocaust. Das Abstimmungsergebnis war ganz im Sinne Hitlers, denn ein Boykott der USA wäre ein sehr großer Imageschaden für die Propagandashow der Nationalsozialisten gewesen. Hitler wollte beweisen, dass der Faschismus stärker sei als die Demokratie.
Im Mai 1936 ließ Hitler dem in verzweifelte finanzielle Notlage geratenen Baron Pierre de Coubertin eine „Ehrengabe des Führers“ in Höhe von 10.000 Reichsmark zukommen. Das führte natürlich zur Frage eines französischen Journalisten, warum er die Nazi-Spiele unterstütze. Coubertin gab zur Antwort, dass es egal sei, ob die Olympischen Spiele wie 1932 als Tourismuswerbung für Südkalifornien oder jetzt als Werbung für ein politisches System dienten, solange sie grandios gefeiert würden.
Die Durchführung eines Fackellaufs von Olympia in Griechenland über eine Distanz von 3075 km durch ebenso viele Fackelläufer nach Berlin war eine neue Idee. Natürlich hatte dieser einen propagandistischen Charakter, doch das NS-Regime behauptete, dass der Lauf die Verbindung zwischen Altertum und Neuzeit symbolisieren soll. Leni Riefenstahl hatte vom NS-Regime den Auftrag erhalten einen Film über die Olympischen Spiele zu drehen. Sie begleitete den Fackellauf und drehte mit 80 Kameramännern in mehreren Teams an den verschiedensten Sportstätten in Berlin und Kiel, wo die Segelbewerbe ausgetragen wurden. Ihre zweiteilige Dokumentation „Olympia“ ist filmtechnisch ein Meisterwerk, doch leider mit propagandistischen und ideologischen Elementen durchsetzt. Riefenstahl war zeitlebens umstritten.
Sportlich sind die Spiele 1936 untrennbar mit dem US-amerikanischen Leichtathlet Jesse Owens verknüpft. Es passte gar nicht in das Konzept Hitlers, der bei den Spielen die Überlegenheit der deutschen arischen Rasse beweisen wollte. Doch der Star war ein Schwarzer! Das ist Hitler sicherlich schwer im Magen gelegen. Anfangs entwickelte sich der Medaillenspiegel auch nicht so wie gewünscht, da zwischendurch die USA führte. Die erst in der zweiten Hälfte der Spiele veranstalteten Sportarten Reiten, Rudern, Boxen und Turnen brachten Deutschland doch noch den überlegenen Sieg in der Nationenwertung.
Ein neues Medium wurde bei den Olympischen Spielen erstmals in größerem Umfang getestet: das Fernsehen. Seit Beginn der Spiele sorgten Zeitungen für die Berichterstattung, 1924 gab es erstmals Radioübertragungen. Natürlich gab es 1936 noch keine Fernsehgeräte in privaten Haushalten, daher wurden in Berlin, Potsdam und Leipzig 28 Filmstuben eingerichtet in denen mehr als 160.000 Zuschauer die ersten Live-Übertragungen in der Geschichte sahen. Täglich wurden mehrere Stunden gesendet, insgesamt 138 Stunden, von der Eröffnungsfeier, über die Wettkämpfe bis zur Schlussfeier. Die Karten für die Filmstuben waren schwerer als jene für die Sportstätten zu bekommen. Das Publikum war von dem neuen Medium fasziniert.
Hitler hatte es durch die Erfolge der deutschen Sportler und die Anerkennung für die gelungene Organisation der Spiele geschafft sich selber gut darzustellen und sah das deutsche Volk wieder in der Weltgemeinschaft aufgenommen. Vier Wochen nach den Spielen erklärte Hitler, dass Deutschland nie wieder unter Leitung der Wackelgreise des IOC an den Olympischen Spielen teilnehmen werde. Er war überzeugt bald die Weltherrschaft an sich zu reißen und dass alle Spiele nur noch in Deutschland ausgetragen werden sollten. Er beauftragte seinen Architekten Albert Speer ein Stadion für 400.000 Menschen zu bauen. Das Stadion wurde nie gebaut und auch mit der Weltherrschaft wurde es nichts.