17. Olympische Winterspiele
Olympische Erfolge bei den Spielen 1994 in Lillehammer
183 Medaillen in 12 Sportarten bei 61 Events
Bereits zwei Jahre nach den letzten Winterspielen in Albertville, fanden vom 12. bis zum 27. Februar im norwegischen Lillehammer die nächsten statt. Dieses Mal hatte die Olympiade, das ist der Zeitraum zwischen den Olympischen Spielen, nur zwei statt der üblichen vier Jahre gedauert. Ab sofort sollten die Sommer- und Winterspiele getrennt im Zweijahresrhythmus stattfinden, wobei die Sommerspiele unverändert den Vierjahresabstand seit den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen beibehalten. Die vierjährige Olympiade der Winterspiele sollte ab 1994 neu beginnen. Die Ursache dafür war, dass die Kosten für die Fernsehgesellschaften für Winter- und Sommerspiele im selben Jahr zu hoch wurden und dass der Aufwand und die Organisation von Olympischen Spielen immer anspruchsvoller wurden.
Aus den Umweltsünden und dem Gigantismus der Winterspiele 1992 in Albertville hatte man gelernt. Die Spiele von Lillehammer hatten ein ganz anderes Erscheinungsbild. Besonders beeindruckend waren die begeisterten Zuschauermassen bei den Wettbewerben. Man setzte auf Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit. Kein Baum wurde zuviel gefällt, gefällte Bäume wurden an anderer Stelle Norwegens von Schulkindern neu gepflanzt. Die Olympischen Anlagen werden bis heute noch genutzt. Die Häuser des Olympischen Dorfes wurden teilweise nach den Spielen abgebaut und an anderen Orten in Norwegen wieder aufgebaut für eine neue Nutzung. Sarajewo die Gastgeberstadt der Olympischen Winterspiele 1984 war nach dem Bosnienkrieg schwer beschädigt worden, das Hilfswerk Lillehammer Olympic Aid spendete 66 Millionen Kronen.
Erstmals seit 1912 nahm der Staat Russland wieder an Olympischen Spielen teil. In der Medaillenstatistik gab es einen Dreikampf welchen schließlich Russland vor Norwegen und Deutschland für sich entschied. Italien belegte den vierten Platz und erreichte mit zwanzig Medaillen, davon sieben in Gold das beste Ergebnis bei Winterspielen. Da es kein Vereinigtes Team mehr gab, traten Armenien, Georgien, Russland, Urkaine und Weißrussland getrennt an. Auch die Tschechoslowakei war zerfallen, Tschechien und die Slowakei waren separate Teams. Da Jugoslawien auch nicht mehr existierte, traten Teilnehmer aus Bosnien und Herzegowina sowie aus Moldawien erstmals bei Olympischen Spielen an.
Die Stars des Heimatlandes waren der Eisschnellläufer Johann Olav Koss und der Skilangläufer Bjørn Dæhlie. Noch erfolgreicher war die russische Langläuferin Lyubov Yegorova. In Erinnerung ist noch folgendes geblieben. Die österreichische Eisschnellläuferin Emese Hunyady tanzt nach ihrem Olympiasieg über 1.500m mit der Nationalflagge Walzer auf der Eisbahn. Zehn Jahre nach ihrem überragenden Sieg in Sarajewo traten das britische Eistanzpaar Jayne Torvill und Christopher Dean nochmals an und gewannen immerhin die Bronzemedaille. Die chinesische Shorttrackerin Zhang Yanmei gewann Silber über 500m. Da sich aber von der Siegerin der US-Amerikanerin Cathy Turner beim Wettkampf behindert fühlte, verließ sie während des Abspielens der amerikanischen Hymne das Podest und warf ihren Blumenstraus weg. Sie entschuldigte sich später für ihr Verhalten, die Aktion blieb ohne Folgen. Und es gab noch einen Verbrechen.
Einen Monat vor den Spielen beauftragte der Ex-Mann der US-amerikanischen Eiskunstläuferin Tonya Harding einen Attentäter mit einer Eisenstange die Knie ihre Landsfrau und Konkurrentin Nancy Kerrigan zu zertrümmern. Sie wurde leicht verletzt, konnte aber nicht bei den Trials, den Amerikanischen Qualifikationsbewerben teilnehmen. Die Ermittler waren den Tätern schnell auf der Spur. Nancy Kerrigan setzte gerichtlich ihre Teilnahme an den Spielen durch. Die Medien hatten ihre Story: Die Schöne (Nancy Kerrigan) und das Biest (Tonya Harding). Alle rechneten, dass dieses Duell im Wettkampf auf dem Eis gipfeln würde. Tonya Harding war allerdings durch die negativen Berichte über ihre Person nicht in der Lage ihre Höchstform abzurufen und wurde nur Achte. Für Nancy Kerrigan sollte der Hollywoodreife Olympiasieg die Krönung als Opfer des Attentats sein. Doch die sechzehnjährige Ukrainerin Oskana Bajul lief die beste Kür und wurde Olympiasiegerin, Silber ging an Kerrigan. Nach den Spielen kam es zum Prozess. Tonja Harding wurde wegen Behinderung der Ermittlungen zu drei Jahren bedingter Freiheitsstrafe, 500 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer Geldstrafe von 160.000 Dollar verurteilt. Außerdem wurde sie lebenslang gesperrt. Ihr Ex-Mann bekam eine zweijährige Freiheitsstrafe, die Attentäter jeweils vier Jahre.